Interview mit Kristen Truempy (Botschafterin der positiven Psychologie) — Teil 1 — Was versteht man unter Glück?

Juni 27, 2019

Wer möchte schon nicht ein erfülltes und glückliches Leben führen?

Kristen Truempy hat positive Psychologie studiert und ist Botschafterin der positiven Psychologie. Sie podcastet regelmässig zum Thema (über 550'000 Downloads), gibt Kurse an der Volkshochschule Zürich und Einzelcoachings.

Ich durfte Kristen per Skype über die positive Psychologie und zum Thema Glück interviewen. Das Gespräch war total lustig, spannend, und voll von positiver Energie.

Du findest hier Ausschnitte aus unserem Gespräch. In Teil 1 geht es darum, was die positive Psychologie überhaupt ist, wie man Glück definieren kann und wann Kristen das letzte Mal glücklich war.

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Teil 2 von unserem Gespräch findest du hier.

Teil 3 von unserem Gespräch findest du hier.

Teil 4 von unserem Gespräch findest du hier.

Herzlich Willkommen Kristen, schön, dass du da bist.
Magst du uns erzählen, wie du dazu gekommen bist, positive Psychologie zu studieren?

Ich habe normale Psychologie studiert. Das Grundstudium hat mir extrem Spass gemacht, ich fand es sehr interessant, zum Beispiel die Biologie des Gehirns. Ich kam 5-6 Jahre jeden Abend sehr glücklich aus der Bibliothek heraus.
Aber ich konnte mir nicht vorstellen, in diesen Bereichen zu arbeiten. Im ersten Jahr gab es einen kleinen Abschnitt zur positiven Psychologie. Das fand ich sofort extrem spannend. Aber ich dachte dann, okay jetzt mach ich mal mein Grundstudium fertig, und dann sehe ich weiter.

Was versteht man denn genau unter der positiven Psychologie?

Eine wichtige Frage. Denn es ist nicht positives Denken, wie viele Leute denken. Die positive Psychologie orientiert sich daran, dass sie sich fragt, was passiert, wenn wir uns darauf fokussieren, was im Leben gelingt. 
Normalerweise gehen die Leute zum Psychologen, wenn alles schon etwas den Bach herunter gegangen ist, zum Beispiel die Ehe oder die Karriere. Positive Psychologie fokussiert darauf, was ich vom Beginn meiner Beziehung an tun kann, damit diese nicht nur nicht den Bach runtergeht, sondern dass es eine wirklich gute Beziehung ist. Und dafür erforschen wir glückliche Paare. Und dann nehmen wir die gleiche Logik bzw. die gleiche Linse und gehen zum Beispiel zum Arbeitsplatz und schauen was passiert bei Teams, die ausserordentlich gut performen und sich auch noch mögen? Und so tragen wir unsere Kenntnisse zusammen.

Wie arbeitest du nun damit? Wie kannst du das anwenden? Bist du selbständig oder angestellt?

Ich arbeite noch 60% in einer Bank. Ich möchte komplett selbständig werden mit Psychologie, aber ich möchte es langsam angehen. Im Moment bin ich vor allem damit beschäftigt, an der Volkshochschule Zürich Kurse darüber zu geben. Zwischen 2-3 Kurse pro Semester gebe ich da zum Thema positive Psychologie. Diese mische ich auch mit regulärer Psychologie, dies macht es für mich noch ganzheitlicher. Dann kommen vereinzelt noch einige Coachings dazu, und ich schreibe Artikel für Magazine.
Ich interessiere mich auch dafür, was man damit digital machen kann, zum Beispiel mit Apps und mit Hörbüchern oder so, aber das kommt noch in der Zukunft.

Das Thema Glück ist ja ein Teil der positiven Psychologie, stimmt das? Oder wie würdest du das sagen?

Das stimmt, und das hast du gut erkannt. Das ist nicht der ganze Fachbereich, es ist ein Teil davon.

Ich möchte gerne über das Thema Glück sprechen. Gibt es denn eine allgemein gültige Definition von Glück?

Uuhh. Die Leute streiten sich ja immer. Die Wissenschaftler haben sich geeinigt, dass man das in zwei verschiedene Glücksarten unterteilt . Nun bevor die Experten unter deinen Lesern die Krise kriegen, es gibt natürlich immer Leute, die der Meinung sind, das sollte man so oder anders machen. Aber es hat sich so eingebürgert, dass man unterscheidet zwischen hedonistischem Glück und eudämonistischem Glück.

Hedonistisches Glück ist das Gefühl, das man erhält, wenn man zum Beispiel mit Freunden in der Runde sitzt und alle haben ein gutes Glas Wein getrunken und gutes Essen gegessen. Also das Glück, das daher kommt, dass wir unsere Bedürfnisse befriedigt haben.

Eudämonistisches Glück, das kommt von den Griechen. Dabei geht es mehr um den Sinn, also dass man Sinn stiftende Dinge macht.

Das Glück aus unserer Sicht kommt aus einer gekonnten Kombination dieser zwei Dingen.

Wann warst du das letzte Mal glücklich?

Das kommt darauf an, ob du eudämonistisches Glück oder hedonistisches Glück meinst? 🙂

Beides ist möglich, es spielt also keine Rolle.

Bei dem eudämonistisches Glück bin ich wahrscheinlich sehr gut abgedeckt. Das kommt davon: Ich stehe am morgen auf und ich weiss, heute arbeite ich z.B. an einem Podcast oder an einem Artikel, der dann vielleicht in einem Magazin erscheint. Ich glaube ja wirklich, dass diese Dinge helfen und sinnvoll sind. Und das coole ist, ich kriege ja diese Rückmeldungen. Ich bekomme fast jede Woche Zuschriften aus der ganzen Welt von Leuten, die gesagt haben,  das, was du da erzählt hast, hat mir geholfen und genützt. Das heisst, dass eudämonistische Glück fühle ich praktisch jeden einzelnen Tag in irgendeiner Form.

Beim hedonistischen Glück habe ich diese Phasen, wo das mehr im Vordergrund steht. Zum Beispiel ein ausserordentlich gutes Mittagessen hatte ich grad gestern.

Teil 2 von unserem Gespräch findest du hier.

Teil 3 von unserem Gespräch findest du hier.

Teil 4 von unserem Gespräch findest du hier.


Über Kristen Truempy

Kristen Truempy hat positive Psychologie studiert (Master in London).
Sie versteht sich heute als Botschafterin der positiven Psychologie.

Foto: Kristen Truempy

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